PG-Test Blade Texas Deluxe

von Hansi Tietgen

"Styles Change, Style Doesn't." Ein Motto, das sich wie ein roter Faden durch die Arbeit des Gitarrenbauers Gary Levinson und seiner Firma Blade zieht. Als Fan klassischer Instrumente würdigt Gary die Fender Stratocaster als die"Mutter" der modernen E-Gitarre. Die vorliegende Blade Texas Deluxe ist ein hervorragendes Beispiel für Mr. Levinsons Bestreben eine Gitarre im Vintage Style zu schaffen und sie mit kleinen aber feinen Modifikationen an die Ansprüche zeitgenössischer Musik-Strömungen und Musiker anzupassen.

Gary Levinson startete seine Karriere als Gitarren-Bauer im Jahre 1964 mit dem Reparieren von Instrumenten. Damals nutzte er sein handwerkliches Geschick, um sein Physik-Studium an der Universität von Illinois zu finanzieren. Schnell sprachen sich seine Fähigkeiten herum und so wurde er zum Leib- und Magenschrauber von Künstlern wie REO Speedwagon, Dan Fogelberg oder Leo Kottke und betreute sie und ihre Instrumente immer dann, wenn sie im Rahmen ihrer Tourneen auf dem Campus gastierten. Später führten ihn seine beruflichen Wege ins schweizerische Basel, wo er damit anfing seine Erfahrungen in angewandter Wissenschaft mit seiner Leidenschaft für den Gitarrenbau zu kombinieren. Gary entwickelte immer neue Gitarrenmodelle und legte 1982 den Grundstein für die Blade Gitarren Linie. 1987 gründete er schließlich die Firma Blade und bereits kurze Zeit später liefen die ersten Serienmodelle vom "Band".

KK-Korpus und Konzept

3-Band EQDie Plattform für die Texas Deluxe bildet einmal mehr die Fender Stratocaster. Getreu der Blade Firmenphilosophie "Styles Change, Style Doesn't" entspricht die Gitarre in nahezu allen optischen Details der weltbekannten Verwandten. Die legendären Kurven des Bodies der Texas Deluxe wurden aus Erle gefertigt. Das im Gitarrenbau äußerst beliebte Ton-Holz wartet mit einem obertonreichen Grundsound und eher gemäßigten Anteilen an Höhen und Bässen auf. Seine optische Veredelung findet der Body der Deluxe in einem sehr schön gemaserten, perfekt aufgesetzten bookmatched Riegelahornfurnier, das durch die verwendete Cherry Sunburst Lackierung wunderbar in Szene gesetzt wird. Das Kunststoff-Pickguard in Pearl-White Optik unterstreicht die edle Ausstrahlung und bietet Platz für die hauseigenen Levinson Tonabnehmer (SSH), den 5-Wege Pick-Up Wahlschalter und den Minischalter zur Aktivierung des integrierten VSC Boosters (siehe Elektronik). Zwei zylinderförmige und vergoldete Metall-Potiknöpfe mit griffiger Riffeltextur sorgen für eine sichere Kontrolle der Basisparameter Volumen und Tone. Die ebenfalls vergoldete Vintage-Style Tremolo-Bridge ist von Werk ab so eingestellt, dass sie auf dem Korpus aufliegt -eine Maßnahme, mit der ein Verstimmen der Gitarre bei einem eventuellen Saitenriß ausgeschlossen wird. Auf der Rückseite der Blade findet man neben der obligatorischen Kunststoffabdeckung der Federkammer, das Bedienpanel des VSC Preams. Drei Löcher in der quadratischen Abdeckung gewährleisten ein problemloses Einstellen des Dreiband-EQs mittels eines kleinklingigen Kreuzschraubenziehers. Die Halsbefestigung erfolgt durch vier Schrauben (Bolt-On Neck), die auf einer vergoldeten Metallplatte mit Levinson Gravur und Seriennummer Platz finden. Eine ergonomische Fräsung unterstützt das problemlose Bespielen der hohen Lagen.

Der Hals

HeadstockAls Ausgangsmaterial für den einteiligen Hals der Texas Deluxe diente ein gut gewachsenes Stück Ahorn (Hard Rock Maple). Dank seiner Klangeigenschaften hat sich Ahorn über viele Jahre als idealer Werkstoff für die Produktion von Gitarrenhälsen bewährt. Gerade in Verbindung mit einem Bolt-On Konzept (verschraubter Hals), spielt das Holz seine ganzen Vorzüge aus. Die sehr guten Dynamikeigenschaften sorgen für eine schnelle Ansprache des gespielten Tons und geben dem Gesamtsound ein Plus an Präsenz und Transparenz. Das Halsprofil entspricht einem flachen "D" und liegt komfortabel in der Hand. Ein dunkelbraunes Palisandergriffbrett inklusive Dot-Inlays und zweiundzwanzig relativ schmalen Bünden -für eine perfekte Intonation- runden das Bild ab. Klassisches Design prägt auch das Shaping der Kopfplatte. Sechs einseitig angebrachte, geschlossene und vergoldete Mechaniken (Gotoh), sorgen für allzeit gute Stimmung. Das tut auch der für eine Fenderstyle-Gitarre typische, nahezu parallele Saitenverlaufen. Er minimiert die Reibung der Saiten in den Sattelkerben und sorgt so für einen verstimmungsfreien Betrieb des Instruments und des Vintage Tremolosystems.

Die Elektronik

Neben zwei Potis zur Kontrolle des Volumen und des Tones bietet die Elektronik via 5-Wege PickUp Wahlschalter die folgende Spulenkombinations-Möglichkeiten:

  • Bridge-Position- Humbucker aktiv
  • Zwischen-Position 1- Hintere Spule Humbucker (Auto-Split) und Mittel Single-Coil
  • Mittel-Position- Single-Coil in der Mittelposition ist aktiv
  • Zwischen-Position 2- Beide Single Coils im Humbucking Mode
  • Hals-Position- Single-Coil in der Hals-Position ist aktiv

Besonderes Interesse weckt der unscheinbare Minischalter. Er ist das sichtbare Zeichen eines ganz speziellen Features der Texas Serie: Des VSC Preamp. Der zuschaltbare Preamp wird von einer 9V Blockbatterie gespeist und mit Hilfe des angesprochenen Mini-Switches (On/Off/On) scharfgeschaltet.

Der Preamp bietet die Möglichkeit die drei Basis-Frequenzbänder Bass, Mitten, Höhen um bis zu 6 dB zu boosten- sie also zu verstärken. Anhand des bereits beschriebenen Bedienpanels auf der Rückseite der Blade, lassen sich die Verstärkungsfaktoren der 3 Bänder unabhängig voneinander regeln. Diese Maßnahme versetzt den User in die Lage, die unterschiedlichsten Klangvorstellungen zu realisieren und so die Flexibilität des Instruments spürbar zu erhöhen. Fristeten boosterbestückte Gitarren in der Vergangenheit eher ein Schattendasein, scheint das Konzept Gary Levinsons tatsächlich aufzugehen. Der Preamp ist eine Zugabe, die man optional zum Einsatz bringen kann. Bei ausgeschaltetem VSC Booster (und auch bei leerer Batterie) bietet die Texas alle Vorzüge einer "normalen" Gitarre. Aktiviert man den Preamp, so kann man umgehend auf die unterschiedlichsten Preset Sounds zurückgreifen. Und die können auch schon mal eine Spur krasser ausfallen. Nach getaner Arbeit schaltet man wieder auf Passiv-Betrieb und schon bedient die Axt wieder auf gewohnt klassische Weise. Dabei ist das Schaltungs-Layout so ausgelegt, dass es gleich zwei unterschiedlich voreingestellte Preseteinstellungen zur Verfügung stellt. In der Up-Position des Mini-Switches (Schalter nach oben), lässt sich ausschließlich das Bass- und Höhen- Band beeinflussen. Schaltet man in die Down-Position, so wird das Mitten-Band aktiv. Auf diese Weise lassen sich -unabhängig voneinander- jeweils zwei sehr unterschiedliche Preset-Sounds einstellen und bei Bedarf per Mini-Switch-Klick abrufen.

Hier ein kleine Auswahl der möglichen Klangcharakteristika:

Die Praxis

Der erste Eindruck ist der wichtigste - eine Weisheit, die mitunter auch für Gitarren gilt. Und tatsächlich macht die Texas deluxe schon beim ersten Kontakt eine ziemlich gute Figur. Die Optik ist edel und die ersten Praxisversuche zeigen sehr schnell, dass das bei weitem nicht alles ist was die Gitarre zu bieten hat. Das Hals-Shaping der Deluxe ist mehr als angenehm und garantiert -in Verbindung mit der von Werk ab sehr guten Einstellungen- eine hervorragende Bespielbarkeit. Auch die bewährte Kombination der verwendeten Tonhölzer Ahorn und Erle macht einen guten Job und sorgt -schon trocken gespielt- für eine sehr gute Performance. Die Ansprache ist direkt und garantiert, dass Spiel-Details wie individuelle Phrasings oder percussive Elemente wie Scratches und Palm Mutes bereitwillig und präzise umgesetzt werden.

Amp-Business

Trotz des klassischen Designs zeigt schon die Wahl der PickUp Bestückung, mit einem leistungsstarken Humbucker in der Bridge Position, die grundsätzliche Ausrichtung der Blade als moderne Allround-Gitarre. Im Amp-Betrieb macht die Texas deluxe diesem Anspruch alle Ehre. Der Sound ist transparent und selbst in Verbindung mit der Vollbedienung des "Pumpwerks" Mesa Rectifier läuft man zu keiner Zeit Gefahr, dass die Riffs im undifferenzierten Distortion-Matsch untergehen. Auch die beiden Single-Coils machen durchweg einen guten Job und überzeugen durch saubere, klassische Sounds. Egal ob coole, angezerrte Blues-Leads oder cleaner Funky-Stuff- die Texas deluxe macht alles mit. Als effektives Tool erweist sich der VCR Preamp. Die 3-Bandige Klangregelung des aktiven Boosters arbeitet sauber und präzise und lädt zu ausgiebigem Experimentieren ein. Die Möglichkeit, auf zwei unterschiedliche Presets zurückgreifen zu können, macht das Handling auf der Bühne sehr einfach und erweitert das Klangspektrum und die Einsatzgebiete der Gitarre enorm. Krasse Soundvarianten sind genauso einfach zu kreieren, wie klassisches "Powerboosting" durch Anheben der Mitten. Auch distortionschwächere Amps lassen sich durch entsprechende Einstellmaßnahmen zu intensiverem "Zerren" überreden.

Fazit

Die Blade Texas DeLuxe erfüllt mit Leichtigkeit alle Anforderungen, die man an eine moderne Rock-Gitarre stellt. Aufbauend auf der beliebten Texas Plattform, gelingt Levinson mit der neuen Deluxe Serie die Verschmelzung traditioneller Attribute einer Vintage-Style Strat mit zeitgemäßen Elementen modernen Gitarrenbaus. Die PickUp- Bestückung SSH, mit dem kraftvollen Levinson LH-55 Humbucker in der Bridge-Position, unterstützt bretthartes Riffing und coole Leadsounds. Die beiden VS-1 Single-Coils sorgen für die nötige Vintage Sound Bedienung und überzeugen durch ihre saubere, transparente Performance. Der zuschaltbare VSC Preamp inklusive 3-Band EQ verleiht der Texas deluxe ein Plus an Power und erhöht die klangliche/stilistische Flexibilität des Instruments. Die Verarbeitung ist bladetypisch vorbildlich und auch die Bespielbarkeit lässt keine Wünsche offen.

 

Specs

Hersteller:
Blade
Model:
Texas deluxe
Korpus:
Erle
Body:
laminiertes Mahagoni
Griffbrett:
Palisander
Hals:
Hard Rock Ahorn
Halsbreite Sattel:
42 mm
Halsbreite 12. Bund:
52 mm
Hardware:
vergoldet
Mechaniken:
16:1 Diecast
Tremolo:
Vintagestyle
Schlagbrett:
Pearl White
Pickups:
SSH, Levinson 2x VS-1 Single Coils + 1x LH-55 Humbucker
Elektronik:
VSC Control (Treble/Bass/Mid)
Regler Volume + Tone Control
Schalter:
5-Weg Schalter mit Auto Split für Humbucker,
VSC Boost (on/off/on)
Preis:
€ 849,- unv. Preisempf.

 

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