Der Vox AD 120 VT Valvetronix Digital Amp

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ein Test von Hansi Tietgen

Der Name Vox ist seit Jahrzehnten ein Garant für erstklassige Röhrenamps. Das bekannteste und beliebteste Pferd im Stall der britischen Amp-Schmiede ist dabei sicher der legendäre AC 30. Nur sehr wenigen Amp-Typen ist es gelungen, den Sound des Rock so auffällig mitzugestalten, wie dem Class A Puristen. Doch wer jetzt meint, eine Firma, die mit traditionellen Fertigungstechniken absoluten Kultstatus errungen hat, würde an aktuellen Entwicklungen im Bereich der Digitaltechnik wenig Gefallen finden, der irrt sich gewaltig . In Kooperation mit den gitarrenverrückten Sound-Designern der Korg Tochter Toneworks bringt Vox jetzt einen digitalen Gitarrenverstärker auf den Markt, der sich wirklich hören (und sehen) lassen kann- den Valvetronix Amp. Das Planet Guitar Team hatte das Vergnügen, eine der ersten ausgelieferten Units unter die Saiten zu bekommen- den AD 120 VT- das 2x 60 Watt starke Flaggschiff der Valvetronix Reihe.

Aufbau und Konzept

Wie heißt es doch so schön auf neudeutsch: Never change a winning team! Das dachten sich wohl auch die Vox Designer und verpassten ihrem brandneuen Schützling ein Gewand, dass ihn eindeutig der großen Tradition der Amps aus dem Hause Vox unterstellt. Von der Form, über die Oberflächenveredelung, bis hin zur Bespannung: Jedes Merkmal atmet den Geist den Vox mit seinem ursprünglichen Amp-Outfit heraufbeschwor. Das gleiche gilt auch für das Herzstück des Valvetronix. Die Elektronik findet in einem Metallchassis Platz, welches -voxtypisch- von oben in das aus Multiplex gefertigte offene Gehäuse eingehängt wurde. Die Bedienoberfläche des Amps, mit den kultigen Vox Chickenhead Potiknöpfen, ist leicht versenkt und aus der Sichtweise des Users (von oben) sehr gut einsehbar (dazu später mehr). Auf der Rückseite des AD 120 VT findet man weitere essentielle Anschlussmöglichkeiten, wie die USB-Style Buchse für den Vox VC-4 Footcontroller, die Stereo-Effektloop zum Einschleifen eines externen Effektgerätes und zwei optionale Lautsprecher-Anschlüsse, mit deren Hilfe man den Amp mit zusätzlichen Boxen betreiben kann (Unter der Bezeichnung AD 212 bietet Vox eine entsprechende 2x 12 Zoll Stereo-Box an, die in Leistung und Outfit eine optimale Ergänzung zum AD 120 VT darstellt. Diese wird lt. deutschem VOX Vertrieb in der 2.ten Jahreshälfte erhältlich sein - wir halten Euch im News Bereich Up To Date). Ein Kopfhörer-Anschluss und ein Stereo-Line Out mit Speaker Simulation runden das Bild ab, sind aber noch lange nicht alles, was die Rückseite des Amps zu bieten hat. Besonders beachtenswert ist nämlich die Funktion des sogenannten Power-Select Reglers. Mit Hilfe des chickenheadbestückten Potis lässt sich die Endstufen-Leistung des Amps individuell voreinstellen und so an die jeweilige räumliche Gegebenheit anpassen, in der der Vox zum Einsatz kommen soll. Zusätzlich dazu ermöglicht es die Power Select Funktion die unterschiedlichen Amp Modelle mit der tatsächlichen Endstufenleistung der Originalverstärker erklingen zu lassen. Das dies zur Authentizität des Gesamtergebnisses erheblich beiträgt, braucht wohl nicht besonders erwähnt zu werden. Die Leistungs-Abstufung sieht dabei wie folgt aus: 2x 60 Watt (Fullrange), 2x 30 Watt, 2x 15 Watt und 2x 1 Watt (dazu später mehr).

Das Konzept: Wir zäumen das Pferd von hinten auf und starten unseren Exkurs mit der Analyse der Endstufe des Amps. Wer sich schon einmal mit der Funktionsweise von Röhrenverstärkern beschäftigt hat, der weiß, welchen massiven Anteil der "Lautmacher" am Gesamtsound und der Performance eines Amps hat. Und aus genau diesem Grund richtete man auch bei der Entwicklung des Valvetronix ein Hauptaugenmerk auf die Konzeption der Endstufe. Das dem ganzen zugrunde liegende Wirkungsprinzip hört auf den Namen Valve Reactor Technologie. Anders als die Modeling Ebene des Vox, in der die zur Verfügung stehenden Amp-Modelle und Effekte rein digital nachgestellt werden, basiert die Endstufe auf purer Analog-Technik. Mit einer 12 AX7 Röhre, einem Ausgangstransformator und -je nach angewähltem Ampmodell- auch einer Gegenkopplungsschleife (das ganze logischerweise mal 2, da der AD120VT ein Stereoamp ist) enthält sie typische Merkmale traditioneller Analog-Röhrentechnik. (12 AX 7 ist übrigens die amerikanische Bezeichnung für die im Ampbau äußerst beliebte ECC83!) Das hier erzeugte Signal entspricht in seinen Klangeigenschaften genau dem, was man auch von einer normalen Röhrenendstufe her kennt- eben nur im Miniaturformat. Eine spezielle VariAmp Schaltung pusht die ca. 1 Watt starke Leistungabgabe der Mini-Endstufe auf insgesamt vier Leisungsstufen hoch, die sich dann mit dem eben beschriebenen Power Selector frei anwählen lassen (2x 60 Watt (Fullrange), 2x 30 Watt, 2x 15 Watt und 2x 1 Watt). Die VariAmp Schaltung kommt dabei gänzlich ohne einen in diesem Zusammenhang gerne verwendeten Lastwiderstand aus und gewährleistet so, dass sich beim Umschalten der Endstufen-Power weder das Spielgefühl noch Dynamikeigenschaften oder Höhenanteil des Signals verändern. Diese smarte Herangehensweise versorgt den Valvetronix mit genau den Dynamikeigenschaften die jeder Gitarrero an "echten" Röhrenamps so schätzt. Einen weiteren Schritt in Richtung Natürlichkeit bringt die stetige Überwachung der Impedanzkurve des angeschlossenen Lautsprechersystems. Einfach ausgedrückt kann man sagen, dass sich beim guten alten Röhrenamp Endstufe und Speaker gegenseitig beeinflussen. Die Endstufe passt sich also dynamisch den jeweiligen Impedanz-Werten (Lautsprecherlast) der angeklemmten Speaker an. Diese reagieren wiederum auf die anliegende Leistung, usw.

Zusätzlich zu den beschriebenen Maßnahmen, wird die Grundstruktur der Endstufe automatisch an das entsprechend ausgewählte Amp-Modell angepasst. So initiiert die Anwahl des Vox AC-30 oder Plexi-Modells zum Beispiel automatisch die Konfiguration einer Class A Enstufe, die modernen Amp-Modelle hingegen werden mit Class A/B Eigenheiten versorgt. Auch die Funktion des Presence Reglers bzw. der Resonanz-Schaltung wird- je nach gewähltem Amp-Typ- im Endstufenbereich des Valvetronix nachempfunden. Im Praxischeck wirst du später erfahren, wie sich die ambitionierten Entwicklungen und Funktionen auf den Gesamt-Sound des Amps auswirken.

Die Preamp-Effekt Sektion

Der gesamte Vorstufen-Bereich des Amps, inklusive der integrierten Effekte bzw. Bodenpedal- und Speaker-Simulationen, basieren auf der letzten Ausbaustufe der seit Jahren bewährten REMS Technologie. Das sich hinter dem Kürzel verbergende Resonant Structure and Electronic Circuit Modeling System ist eine von Korg entwickelte Klangumformungstechnologie, die in der Lage ist, das komplexe Verhalten von akustischen und elektrischen Instrumenten nachzubilden. Um eine möglichst authentische Simulation der integrierten Amp-Typen zu gewährleisten, verfrachtete die Vox Entwicklungsabteilung die wichtigsten und erfolgreichsten Verstärker der Amp-History ins New Yorker Korg Research and Development "Labor" um sie dort, unter Federführung von Steve Grindrod (ehemaliger Marshall Research and Development Leiter), digital zu "scannen". Den nötigen technischen Support fand das Team von Amp-Spezialisten in einer Reihe sehr erfahrener Korg DSP Ingenieure (DSP = Digital Sound Processing). Die anschließenden Voicing Sessions dauerten mehrere Wochen und führten zu den ersten Prototypen des Valvetronix-Amps, die dann -zur Qualitäts-Sicherung- von namhaften Gitarristen genauestens unter die Lupe genommen wurden. Die so gewonnenen Erkenntnisse wurden dann in der Weiterentwicklung der Amp-Serie berücksichtigt. Ähnlich akribisch ging man auch beim Modeling der integrierten Effekte vor. Namentlich Vox Ikone Brian May war es, der seinen legendären Treble Booster zur Verfügung stellte, um ihm im Rahmen der Sessions den digitalen Fingerabdruck abnehmen zu lassen.

Insgesamt entstanden auf diese Weise 16 unterschiedliche Amp-Modelle, als da wären:

  • AC 15 Modell des zweiten Kanals des ersten Vox Amps. Die gemodellte Version stammt aus dem Jahre 62. Fröhliche Urstände feierte der Verstärker im Jahre 1958.
  • AC15TB Der Amp stammt aus den 90ern und kombiniert die Klangeigenschaften der legendären AC15 Endstufe mit der Flexibilität der Top Boost Vorstufe eines AC30.
  • AC30 Modell des Standardwerkzeugs britischer Gitarrenbands der späten 50er und 60er Jahre. Simuliert den weltbekannten Sound des Normalkanals des Amps.
  • AC30TB Etwas mehr Gain und klangliche Flexibilität bietet der AC30 TB, Treble Boost. Der Brilliant-Kanal hat bei dieser Modell-Variante mehr Saft und die zusätzlichen Klangregelmöglichkeiten erweitern die Einstellbarkeit des Amps. Beide Modifikationen gehören übrigens seit 1964 zur Standard-Ausstattung jedes AC30.
  • UK Blues JTM 45 - wo wäre Angus Young ohne diesen Amp? Aber auch ungezählte andere Acts lieben den offenen Klang dieses Class A Verstärker Urgesteins.
  • UK'70S Simulation eines Marshall 1959 SLP. Das legendäre britische 100 Watt Vollröhren Top (Plexi) wurde erstmals 1969 vorgestellt und kommt ohne Mastervolumen, erreicht seinen genialen Sound also erst bei Kampflautstärke. Das Valavetronix Modell ist, dank Mastervolumen und Power Selection Schalter, auch in Zimmerlautstärke zu genießen.
  • UK'80S Englischer Power-Sound Jahrgang 83. Das Modell basiert auf dem Sound eines im Hard'n'Heavy Biz äußerst beliebten Einkanal-Vollröhrentops mit Mastervolumen, dem Marshall JCM 800 Modell 2203.
  • UK'90S Das Modell des Marshall JCM 900 Modell 2100 bietet gnadenloses Gain. Das Original versorgte (und versorgt) so manche Produktion mit genialen Zerrsounds.
  • UK Modern Der für diese Simulation Pate stehende UK Marshall JCM 2000 DSL100 vereint die Vorzüge seiner Vorgänger. Viel Gain und ein Mörder-Punch machen im Riffing wie Leadspiel eine verdammt gute Figur.
  • RECTO Modell des beliebten amerikanischen HiGain Monsters Mesa Dual Rectifier. New Metal Fetischisten kommen hier voll auf ihre Kosten.
  • US HIGAIN Digitale Simulation des Overdrive-Kanals eines Edel-Amps aus der Schmiede des amerikanischen Amp-Gurus Mike Soldano.
  • BOUTIQUE OD Modell eines sehr seltenen und kostbaren custommade Vollröhrenamps (Howard Dumble Overdrive Special). Gitarristen wie Robben Ford, Eric Johnson und Larry Carlton schätzen seinen warmen, samtigen Lead-Ton.
  • BOUTIQUE CL Der Cleansound eines anderen Amps aus den Werkstätten von Howard Dumble. Der warme, volle Sound des Modells, mit seiner schnellen Ansprache im Mittenbereich und einer offenen Brillianz, läd zu ausgiebigen Comping Orgien ein.
  • Black 2x12 The Black Blues Machine- Der hier gemodelte Fender Blackface Twin Reverb stammt aus dem Jahr 1959 und ist die ungeschlagene Nummer eins in Sachen Clean- und Blueslead-Sounds.
  • Tweed 1x12 Das Original (Fender Tweed) erblickte im Jahre 1958 das Licht der Welt
  • und wurde schnell zum Garanten für obertonreich-angezerrte Rockabilly und Rock 'n' Roll Sounds.
  • Tweed 4x10 Ursprünglich für den Bass entwickelte, fand der sanfte, aber durchsetzungsfähige Zerrsound des 1959 erschienene Fender Bassmanns schnell seine Liebhaber in der 6-Saiter Fraktion und ist seit vielen Jahren ein heißbegehrtes Tool.

Zusatz-Hörbeispiel

New Metaller und Surf Punker aufgepasst. Valvetronix rules! Lade dir das Zusatzaudio herunter und überzeuge dich selbst. Die Trax entstanden mit dem Recto und dem UK Modern Modell des Amps und drücken auch ohne zusätzliches Aufblasen mit einem Maximizer ziemlich gewaltig. Das Tuning ist übrigens auch Standardware!

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Weitere Valvetronix Hörbeispiele findest du hier.

Neben dem reinen Sound-Verhalten ist es aber auch die individuelle Wirkungsweise der Klangregelung, die einen massiven Einfluß auf den Gesamt-Klang eines Verstärkers hat. Auch diese Merkmale wurden während der Voicing-Sessions analysiert und digitalisiert und finden sich im Verhalten der unterschiedlichen Amp-Modelle wieder. Da nicht jeder der gemodelten Verstärker über die Regelmöglichkeiten verfügt, die der Valvetronix zur Auswahl stellt (Gain,Volume, Treble, Middle, Bass, Presence und Master), verlegte man sich bei Vox darauf, Regler die beim jeweiligen Original-Amp nicht vorhanden sind, in der Bedienmatrix des AD 120 VT mit einer Zusatzfunktion zu belegen. So wurde zum Beispiel dem entsprechenden Valvetronix Gain-Regler bei Amp-Modellen deren Originale ohne Gain (AC15/AC30) auskommen, die Funktion eines Lautstärkereglers zugewiesen. Bei Amps, die über keine 3-Band Klangregelung verfügen, sollten Puristen die "überschüssigen Regler" -laut Handbuch- in die Neutral-Position bringen. So ist gewährleistet, dass die Performance der Simulation so authentisch wie eben möglich rüberkommt. Experimentierfreudige Gitarreros sollten aber ruhig mal antesten, welche Zusatz-Sounds den betreffenden Amps mit Hilfe der virtuellen Einstellmöglichkeiten abzuringen sind.

Die Effekt-Sektion

Die Besprechung der Effekt-Bedienung des Valvetronix werden wir diesmal etwas "globaler" angehen und in diesem Abschnitt sowohl die Pedaleffekt-Abteilung als auch die eigentliche Effekt-Sektion näher betrachten. Der Aufbau der unterschiedlichen Elemente findet in einer Art Modulsystem statt. Die Abfolge der einzelnen Module im Signalweg ist dabei so gewählt, dass jede Effektgruppe innerhalb der Kette den ihrer jeweiligen Funktion entsprechenden idealen -weil effizientesten- Platz erhält. So findet man zum Beispiel alle Pedal-Effekt Simulationen (Bodeneffekte) vor der Endstufe. Die Delay-, Reverb-, und Modulations-Effekte wurden hingegen in einer virtuellen Effektloop zwischen Vor-und Endstufe positioniert.

Gitarre -> Pedal-Effekte -> Vorstufe -> virtuelle Effektloop -> Endstufe -> Speaker

Die Pedal Sektion bietet 10 digitale Nachbauten der substantiellsten und erfolgreichsten Bodenpedale:

Comp (Compressor), Acoustic (Akustik Simulation), Vox Wah (Klassisches V847), Auto Wah, U-Vibe (Uni Vibe), Oktave (Oktav-Divider), Treble BoostBooster (hebt die Höhen an) a la´ Range Master/Pete Cornish siehe Kommentar Brian May), , Tube OD (Tube Overdrive/Tubescreamer TS808), Fat OD (amtlicher Bratsound/ The RAT), Fuzz (bissiger Overdrivesound/Arbiter Fuzzface).

Die Anwahl findet einfach und schnell über einen Wahlschalter statt. Anhand von zwei weiteren Potis lassen sich -je nach Effekt- Parameter wie Effektanteil (Level) bzw. Effektgeschwindigkeit/Intensität (Drive) individuell anpassen.

Die Effekte, die vom User in die virtuelle Effektloop gehängt werden können, teilen sich in drei Bereiche ein: Modulations FX, Delay und Reverb. Jede dieser Untersektionen liefert Varianten des jeweiligen Effekttypus. Die Anwahl findet über entsprechende Taster (Type-Taster) statt. Der jeweils aktivierte Effekt wird durch das Leuchten einer LED markiert.

Die Modulation FX Sektion liefert die Effekte Chorus, Flanger, Phaser, Tremolo und Rotary. Über zwei Potis lassen sich Effekt- Parameter wie Speed (regelt die Geschwindigkeit des Modulations-Effekts) und Depth (Effekt-Intensität bzw. Rückkopplung) einstellen.

Die Delay Abteilung hält drei unterschiedliche Delay Typen bereit, die sich- genau wie die Modulation FX- durch einen Type-Taster anwählen lassen. Die Untergruppe Delay bietet dem User ein qualitativ hochwertiges Digital-Delay. Unter dem Logo Tape Echo firmiert das Modell eines analogen Band-Echos das, dank seines warmen Sounds, bei Musikern nach wie vor sehr hoch im Kurs steht. Ebenfalls analog arbeitet der Pate des Multi Head Delays. Es simuliert ein analoges Band-Echo mit zwei Wiedergabeköpfen und liefert einen warm klingenden Multi-Tap Sound. Die individuelle Anpassung der Delays erfolgt durch drei Potis/Tastern. Dabei regelt das Feedback-Poti die Anzahl der vom Delay wiederholten Noten. Mit dem Depth Regler lässt sich der Anteil des Effekts am Gesamtsignal bestimmen. Für die Anpassung der Verzögerungszeit (satte 2 Sekunden) zeichnet die Tap-Taste verantwortlich. Das rhythmische Drücken dieses Tasters im jeweils gewünschten Tempos, sorgt für ein Abstimmen der Delay-Time auf den eingegebenen Beat (siehe auch PG Gear Check).

Die Reverb-Sektion beherbergt, wie sollte es auch anders sein, alle Arten von Raum-Simulationen. Namentlich zur Verfügung stehen die Varianten Spring (Simulation eines Federhalls), Room (Simulation eines mittelgroßen Raums) und Plate (Modell eines Plattenhalls). Auch in dieser Abteilung erfolgt die Anwahl der Untergruppen über einen entsprechenden Type-Taster. Der Anteil des jeweils gewählten Effekts am Gesamtsignal wird mit Hilfe des Depth-Potis bestimmt.

Als praktisches Hilfsmittel zur Beurteilung der ausgewählten Effektelemente bzw. Einstellungen erwies sich die Bypass-& Original Value Taste. Sie hat die Funktion, alle in die virtuelle Effektschleife gehängten Effekte zu überbrücken und macht so einen problemlosen Vergleich des trockenen Amp-Sounds mit dem durch Effekte bearbeiteten Signals möglich.

Die Praxis

Um den Praxis-Check möglichst repräsentativ und breit gefächert anzulegen, haben wir den AD 120 VT in den unterschiedlichsten Situationen zum Einsatz gebracht. Neben diversen Aufnahme-Sessions kam der neue Vox auch im Band-Kontext (im Proberaum) und als Übungsverstärker am heimischen Herd zum Einsatz.

Test Details

Nach dem Auspacken des Amps zeigte sich schnell, dass man das beiliegende Gitarristenhandbuch, nur in absoluten Ausnahmefällen bemühen muß. Die Bedienoberfläche ist mehr als intuitiv und dank des sehr logischen Aufbaus des Signalweges und der eindeutigen Beschriftung der Einzel-Elemente beschränkten sich die offenen Fragen eher auf die technischen Details und die den unterschiedlichen Amp-Modellen zugrunde liegenden Original-Amps, als auf bedientechnische Themen. Plug and play also -im wahrsten Sinne des Wortes!

Als Haupttest-Instrument fand eine Music Man Axis Super Sport Verwendung. Um alle Einstellungen des Verstärkers optimal kontrollieren zu können, haben wir den Amp zunächst einmal im sogenannten Manual Mode betrieben. Ist diese Funktion aktiviert, arbeitet der Amp nach dem "What-You-See-Is-What-You-Get-Prinzip". Geladenene Presets werden ignoriert und der Vox klingt genau so, wie es die jeweiligen Stellungen der einzelnen Regler verheißen. Auch Modulationseffekte kamen in der ersten Teststufe nicht zum Einsatz.

Die ersten Gehversuche wagten wir mit dem UK MODERN Modell. Bei angewähltem Bridge-PickUp und voll aufgedrehtem Gain vermittelt der Amp ein absolut inspirierendes Spielgefühl. Dynamische Elemente werden vom Vox genauso direkt aufgegriffen und verarbeitet, wie die kreative Verwendung des Volumen-Potis der Gitarre. Der Sound eignet sich ebenso ideal für cooles Metal-Riffing, wie heiße Lead-Action. Auch das Schalten durch die verschiedenen Tonabnehmer-Kombinationen wird 1 zu 1 abgebildet. In Verbindung mit einer Prise Reverb und Delay ensteht ein offener, authentischer Sound. Freunde smoother Chorus-Lead Sounds werden sich über die Qualität des integrierten Chorus-Effekts freuen. Apropos Effekte. Wichtig für die Bühne ist sicher folgendes Detail: In Zusammenwirken mit dem VC-4 Footcontroller unterstützt der Amp sogenannte Seamless Program Changes. Delay Taps klingen also auch dann noch aus, wenn man z.B. bereits auf ein völlig trockenes Clean Signal mit Chorus gewechselt hat. Klangregelung des Valvetronix arbeitet sehr direkt und effizient und ermöglicht ein unkompliziertes Anpassen des Sounds an persönliche Geschmacksmuster. Noch eine Portion fetter und bassiger geht das RECTO Modell zur Sache. Auch hier überzeugt der Amp durch seine klangliche Authentizität und eine coole Performance. Doch setzt sich der Amp-Sound auch im Bandzusammenhang durch?! Die Antwortet lautet: Ja! Egal wie massiv Bass und Drums auch zu Werke gehen mögen, das Brett des Valvetronix liegt immer noch eine Stufe drüber. Das gleiche gilt übrigens nicht nur für die HiGain Sounds. Auch die erstaunlich ehrlich und "echt" klingenden Tweed- und Blackface-Modelle setzten sich gut durch. Egal ob clean oder angechruncht: Zu keinen Zeitpunkt läuft man Gefahr mit seinem Sound zu verhungern. Reserven sind -um im Bild zu bleiben- satt und genug vorhanden. Gerade aus den angesprochenen Modellen läßt sich durch den Gebrauch der Pedal-Sektion noch eine ganze Menge mehr herauskitzeln. Als besonders cool erwies sich in diesem Zusammenhang die Kombination aus BLACK 2x12 und TUBE OD. Sie liefert Blues-Sounds vom Feinsten und klingt, in Verbindung mit dem obligatorischen Single-Coil Pick-Ups, charaktervoll und warm. Stevie Ray läßt grüßen! Um noch weitere Variationen aus dem Valvetronix herauszukitzeln bietet sich auch hier die Arbeit mit dem Volumen Poti der Gitarre an. So hat man zum Beispiel die Möglichkeit bei reduziertem Volumen angechrunchte Rhythmus-Gitarren zum Besten zu geben, um dann- mit einem Dreh am Poti- in eine sahnige Verzerrung zu wechseln.

Als Lieferant sehr schöner Clean-Sounds erwies sich das Modell BOUTIQUE CLEAN. Die sich am Sound eines Amps aus der Schmiede des legendären Verstärkerpapstes Howard Dumble orientierende Simulation, klingt warm und rund und eignet sich für cooles Jazz Comping ebenso gut, wie für arpeggiiertes Akkordspiel im Fingerstyle. Freunde klassischen Fusionsounds kommen mit dem BOUTIQUE OD auf ihre Kosten. Die sahnig klingende Simultion ist wirklich sehr gelungen und erzeugt einen organischen, detailreichen Gitarrensound.

Bei Amp-Modellen wie den Vox AC Simulationen oder dem Plexi (UK70S), deren Paten mit einer Class-A Endstufe ohne Master-Volumen auskommen, erwies sich die Power Selector Schaltung als geniales Tool. Einfach die Leistung runterschrauben, alle Regler auf 10 und der Valve-Reactor Endstufe richtig eingeheizt. Genau wie bei einem "echten" Röhrenamp wirkt sich diese Maßnahme auch beim Valvetronix sehr positiv auf das Klangverhalten aus. Der Amp belohnt den User mit einer organischen Verzerrung und Dynamik pur. Wer gerne zuhause übt, der wählt die 2x1 Watt Variante. Mit dem so gezähmten Amp hat man die Möglichkeit zu shreddern was das Zeug hält, ohne zu irgendeinem Zeitpunkt Gefahr zu laufen, Mutti und/oder Vatti beim Mittagsschlaf zu stören.

Wo wir schon mal zuhause sind: Auch der Stereo Line-Out (inklusive Speaker-Simulation) klingt sehr gut und ausgewogen (einfach die Höhen ein bißchen reduzieren) und unterstützt so problemloses Homerecording-Vergnügen.

Fazit:

Der Vox Valvetronix zeigt eindrucksvoll wie erfolgreich sich traditionelle Klangphilosophien mit dem Know How einer der innovativsten Firmen auf dem Gebiet der digitalen Klangerzeugung verschmelzen lassen. Der Vox überzeugt durch seine absolut natürliche Performance und der sprichwörtlichen Authentizität der gemodelten Amp-Typen und Effekte. Egal ob New Metal-HiGain oder Blues, Jazz- oder Fusion-Sound- beim AD 120 wird man zu jeder Zeit hervorragend bedient. Dieser Amp arbeitet mit dem Input des Gitarristen und nicht umgekehrt. Dabei gibt der Vox individuelle Spiel-Niancen ebenso unverfälscht wieder, wie die unterschiedlichen Klang-Eigenschaften der jeweils verwendeten Gitarren-Typen. Als sehr angenehm und unmittelbar beherrschbar erwies sich auch die intuitive Bedienoberfläche des Amps. Zusatzfeatures wie die ausgewogen klingende Speakersimulation im Line-Out Weg, oder die individuelle Regelbarkeit der Endstufenleistung erweitern das Einsatzgebiet und machen den Vox Valvetronix AD 120 VT auch für eingefleischte Homerecorder und "Zuhause-Rocker" interessant.

Vox Valvetronix AD 120 VT Specs
  • Hersteller: Vox
  • Typ: Digitaler Gitarrenverstärker
  • Ausgangsleistung: Stereo/ 2x 60 Watt RMS
  • Lautsprecher: 2x 12" Vox-Original (Hersteller:Celestion,basierend auf Customshop Seventy/80)
  • Signalverarbeitung: A/D Wandlung = 20bit, D/A Wandlung = 20bit,
  • Sampling Frequenz: 48 kHz
  • Anzahl der Ampmodelle: 16
  • Effekte: 10x Drive, 5x Modulation, 3x Delay, 3x Reverb Nose Reduction
  • Programmspeicher: 32 (8 Bänke x 4 Kanäle)
  • Eingänge: 2 (Hi/Lo), 2x Loop Return, 1x Footcontroller
  • Ausgänge: 2x Loop Send, 1x Phone Out, 2x Line Out, 2x External Speaker Out
  • Special: Tuner
  • Abmessungen: 699 x 267 x 559(BxTxH in mm)
  • Gewicht: 26,2 kg
  • Preis: € 1330,- unverbindliche Preisempfehlung
Optional erhältlicher Footcontroller VC4 Preis: € 235,- unverbindliche Preisempfehlung
VC4 Footcontroller

Der VC-4 Foot Controller, dient der Fernbedienung des AD60-VT und des von uns getesteten AD 120-VT Valvetronix Combos. Der Controller bietet insgesamt drei Modi (PROGRAMM Anwahl, INDIVIDUAL (Effekte an/aus) und TUNER), die es erlauben eine ganze Palette von Amp-Funktionen per Fuß-Tap zu kontrollieren und zu beeinflussen. So stehen neben Standards wie dem Aufrufen von Programmen (Speichern), folgende Funktionen zur Verfügung:

  • Einstellen der Amp Lautstärke
  • WAH
  • Einstellen der U-VIBE Geschwindigkeit (PEDAL Modell)
  • Einstellen der MODULATION Geschindigkeit
  • Stimmen der Gitarre (auch im "Stumm" Modus)
  • Ändern des DELAY Tempos
  • Ein-/Ausschalten der PEDAL-, MODULATION-, DELAY- und REVERB-Effekte

Zusätzlich unterstützt das VC-4 den sogenannten Seamless Programchange. Wiederholungen (Taps) von der DELAY Effektgruppe erhalten so die Möglichkeit auszuklingen, obwohl bereits ein völlig anderes Programm aufgefufen wurde.

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