E-Bass 4-Saiter: Yamaha BB Limited- Vorsicht Suchtgefahr

Oliver Poschmann

"Vorsicht Suchtgefahr", hieß es bei der Anlieferung des hier getesteten Instrumentes, "von dem Teil kommst du nicht mehr los!" Bei Vorschußlorbeeren dieser Art wächst ja bekanntlich die Skepsis doppelt hoch. Umso gespannter durfte man dann auch sein, was denn wirklich dran ist, am Yamaha BB Ltd. 4-String.

Dass die Firma Yamaha in allen Bereichen musikalischen Equipments zu den Top Herstellern gehört, ist allgemein bekannt. Dass Yamaha einer der größten Gitarren- und Bass-Hersteller der Welt ist, wissen vielleicht noch immer nicht so viele Musiker. Das Preis-/Qualitäts-Verhältnis ist bei nahezu allen Yamaha Produkten ungeheuer gut und die Zuverlässigkeit des Equipments, von der Endstufe über das Mischpult zur Gitarre bis hin zum Konzertflügel weitgerühmt. Ginge es hier um eine ADAC Pannenstatistik läge Yamaha mit großer Sicherheit unter den Top 5 der sichersten Weggefährten auf der ganzen Welt. Yamaha baut seit langer Zeit auch hervorragende E-Bässe, erreichte mit der BB-Serie Kultstatus und stellt mit Bassisten wie Nathan East, John Pattitucci, John Myung, Billy Sheehan, Will Lee, Michael Anthony und vielen weiteren Spitzenmusikern eine sehr breitgefächerte Schar an Top-Usern, die beweisen, auf welcher Stufe die Qualität der Yamaha Bässe anzusiedeln ist.

Der hier zum Test gebetene BB-Ltd. 4-String ist ein Bass mit passiver Elektronik der, wegen seiner Pickup-Anordnung und Klangregelung, im weitesten Sinne der Familie der Jazz-Bässe zuzuordnen ist. Er kommt in einem cremefarbenen Farbton mit eigenwillig geformtem, roten Pickguard (Schlagbrett), das bis hinauf in die Spitze des oberen Cutaways reicht. Mit der verchromten Gotoh Hardware wirkt der Bass wie ein Vintage Modell und könnte in seiner Art auch den 60er Jahren entsprungen sein.

Der 21-Bündige Ahorn Hals mit Rosewood Griffbrett ist mit einer 4-Punktbefestigung an den Korpus geschraubt, wobei die Schrauben, in Yamaha-Tradition, punktuell in den Korpus versenkt wurden. Der Hals wurde von der amerikanischen Hardware Spezialfirma Warmoth hergestellt, die unter anderem auch Sadowsky Bässe bestückt. Im Gegensatz zu alten Fender Bässen, bei denen man zum Einstellen des Halses nicht selten das komplette Pickguard entfernen oder den Hals abschrauben mußte, ist die Halsstellschraube beim BB über eine Korpusfräsung am unteren Halsende sehr gut zugänglich.

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Die Hardware stammt, wie bei allen Yamaha Bässen, von der Fa. Gotoh. Sämtliche Hardware wie Mechaniken, Saitenniederhalter, Bridge (im alten Fender Stil) und Potiknöpfe sind verchromt.

Abgenommen wird das Signal über zwei passive Single-Coil Jazzbass Tonabnehmer. Die Klangregelung entspricht ebenfalls dem Jazzbass Handling. Zwei getrennte Volumenpotis regeln die Lautstärke des vorderen und hinteren Tonabnehmers. Ein drittes Poti bedient die passive Klangregelung. Der Korpus beteht aus Erlenholz.

An dieser Stelle wäre bereits fast alles gesagt. Der Bass ist sensationell unspektakulär -bis zu dem Zeitpunkt, an dem der erste Ton erklingt. Wer immer passive Bässe gespielt hat, wird sein blaues Wunder erleben und nicht glauben können, wo diese Höhen und Bässe herkommen. Wer immer aktive Bässe gespielt hat, wird verzweifelt nach der nicht vorhanden Batterie suchen. Hier werden Bässe, Mitten und Höhen in solch einem Reichtum geliefert, wie man es sich selbst in seinen kühnsten Bassistenträumen nicht hätte träumen lassen. Vollkommen ausgeglichen im Klangspektrum und ungeheuer dynamisch und druckvoll kommt dieser unscheinbare Bass daher. Bereits unverstärkt hört man die Ausgewogenheit im Sound. Und dabei ist er so herrlich unkompliziert. Kein ewiges Suchen nach der alles entscheidenden parametrischen Frequenzanhebung oder -Absenkung, kein Fummeln an der Vorstufenklangregelung, um irgendwelche Defizite des Instrumentes verzweifelt auszugleichen - es ist wie es ist: Passiv kann doch schön sein !

Der Hals ist relativ rund geformt und ermöglicht ein sehr komfortables Spielgefühl. Die Tonabnehmer sind gut platziert und bieten nebenbei ideale Daumenstütz Position. Bei vielen vergleichbaren Modellen anderer Fabrikate ist der Bridgetonabnehmer ein Stück zu weit hinten positioniert, so dass zum einen der Sound und zum anderen der Spielkomfort leidet.

Der Sound des Basses ist derart überzeugend, dass er selbst direkt in ein Mischpult gespielt nichts vermissen lässt. Bei einer Bassanlage verhält sich der BB Ltd. genauso unkompliziert und liefert stets einen sehr definierten, satten Ton, der alle Stilistiken zu bedienen weiß. Wow!

Technische Daten

 

Fazit

Mehr als eine Alternative zu Sadowsky Bässen, mehr als ein Ersatz für jeden Jazzbass. Der Yamaha BB Ltd. ist ein vollwertiger Bühnen- und Studioprofi, der für nahezu jede Gelegenheit einen Bombensound liefert, cool aussieht (ich weiß, Geschmackssache), sehr gute Bespielbarkeit aufweist und bei dem jede Holzfaser den Preis wert ist.

Suchtfaktor 100%.

 

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Soundbeispiel Infos:
Für die Soundbeispiele wurde zusätzlich ein Gallien-Krueger 1001 verwendet, über dessen interne D.I. Box das Signal vor der Klangregelung abgegriffen wurde. Man hört also hier nur das reine, unverfälschte Bass-Signal ohne zusätzliche Klangfilter.
Hinweis:
Bei allen Test-Aufnahmen weisen wir darauf hin, daß Diese keine vollständige Repräsentation der Klang- und Einsatzmöglichkeiten der getesteten Komponenten darstellen sollen oder können. Ebenso unterliegen die Klangresultate den Spielgewohnheiten und Soundvorstellungen der jeweiligen Tester, sowie den technischen Möglichkeiten der jeweiligen Testumgebung.
Copyright Notice:
Sämtliche Urheberrechte der hier zu hörenden Sound- und Musikbeispiele, sowohl für Komposition, als auch für die Aufnahmen, liegen uneingeschränkt bei Oliver Poschmann. Jegliche Verwendung außerhalb der auf der Planet-Guitar angebotenen Nutzungsoberfläche - privat wie kommerziell - ist genehmigungs- und lizenzpflichtig. Unautorisierte Nutzung ist illegal und strafbar.